Embodiment

 
 

Die allmorgendliche Fahrt mit dem Velo ist für mich jeweils ein liebgewonnener Übergang von der ruhigen Nacht in die aktive Arbeitswelt. Vor allem ist dieser Weg im Stadtzürcher Strassenverkehr für mich aber ein perfektes Stimmungsbarometer. Bin ich heute gemütlich, freundlich, sicher, nachsichtig unterwegs? Oder finde ich alle andern Verkehrsteilnehmenden heute einfach etwas bescheuert, bin ich ungeduldig und werde ich rasch verärgert? Diese Momentaufnahmen spüre ich meist auch sehr körperlich. Bei Stress, Wut, Unsicherheit, ziehe ich meine Schultern nach oben und vorn, verkrampfe meine Hände beim Bremsen, beisse meine Zähne aufeinander, halte den Atem an. Meine Frage an mich selbst in solchen Momenten ist dann: Willst Du wirklich so in den Tag starten? Meine Antwort lautet in der Regel «Nein». Ich versuche mich, dann bewusst körperlich zu entspannen und eine Haltung einzunehmen, mit der ich gerne den Tag bestreiten möchte. Diese «Verkörperlichung» (Embodiment) meiner Gedanken und Gefühle ­– in diesem Beispiel Ärger, Ungeduld, Stress, die zu Anspannung und Verkrampfung führen – funktioniert nämlich auch umgekehrt. Sprich Haltung, Mimik, Gestik etc. wirken sich auch auf den Gemütszustand aus.

Selbstverständlich ist mein Beispiel etwas gar vereinfacht und funktioniert leider oft nicht so simpel. Ich versuche damit lediglich einen weiteren wichtigen Aspekt meiner kinesiologischen Behandlung nachvollziehbarer zu machen. In der integrativen Kinesiologie möchten wir alle Ebenen zu einem Thema miteinbeziehen. Welche Körperhaltung hast Du in dieser Situation? Wo spürst Du diese Emotion, wie im Körper? Welche Bewegung kommt Dir dazu in den Sinn? Und viel wichtiger: Wie möchtest Du dich neu gerne bewegen? Welche neue Haltung möchtest Du einnehmen? Wie möchtest Du dich fühlen und wo spürst Du das?

Viele Verhaltensmuster, auch körperliche, nutzen wir Jahrzehnte lang routiniert und unhinterfragt. Einige davon können uns schaden und sich in Form von körperlichen, seelischen und/oder energetischen Symptomen zeigen. In der Kinesiologie arbeiten wir inspiriert von verschiedensten Techniken und Praktiken. Je nach Verlauf einer Sitzung wird dann Bewegungsapparat, Haltung, Mimik, Gestik oder Atem miteinbezogen, um den Heilungsprozess voranzutreiben.

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Vom Drama in die Freude

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Aller Anfang ist schwer?